Le Pen wird stärker, Macron schwächelt

Eine neue Umfrage des Instituts Elabe zur Präsidentschaftswahl in Frankreich zeigen mehrere interessante Trends knapp zwei Monate vor dem ersten Wahlgang, die aus deutscher Sicht durchaus auf den ersten Blick überraschend wirken:

Macrons Absturz in den Umfragen

Fünf Punkte verliert der liberale Shooting-Star der französischen Politik, Emmanuel Macron, im Vergleich zur vorherigen Umfrage von Elabe (nun 17/18,5 Prozent). Wichtig dabei ist, dass Macron unabhängig von einer Kandidatur von François Bayrou, diese Punkte verliert und entsprechend nicht mehr in den zweiten Wahlgang käme. Mutmaßlich ist Macrons schlechtes Ergebnis die direkte Folge seiner eher überstürzten Strategie der letzten Wochen, die mit kritischen Äußerungen zum Kolonialismus und zur gleichgeschlechtlichen Ehe sowohl rechte, als auch linke Franzosen verärgert hat.

Fillons Kampagne ist noch nicht tot

Statt Macron wäre nun wieder der Republikaner François Fillon wieder im zweiten Wahlgang. Dazu reichen ihm drei Punkte, die er hinzu gewinnt (20/21 Prozent). Dies ist bemerkenswert, da über zwei Wochen die Vorwürfe der Scheinarbeit gegen Penelope Fillon, seine Gattin, im Raum stehen. Allerdings hat die letzte Ausgabe des Canard Enchaîné bereits Fillons Sprecher Thierry Solère mit dem Vorwurf der Steuerhinterziehung konfrontiert. Dies hat die Last der Vorwürfe breiter verteilt, zudem konnte Fillon Macrons Aussage zum Kolonialismus angreifen, und somit die rechte Stammwählerschaft besänftigen.

Es deutet sich das an, was ich bereits früh sagte: Fillons Kampagne wird Schaden nehmen. Aber so lange die Vorwürfe sich nicht in konkrete Tatbestände übersetzen, wird der Skandal die Wahl nicht entscheiden.

Le Pen wird stärker

Bei Marine Le Pen, der Kandidatin des rechtsextremen Front National, scheint es eine Immunität politischen Skandalen gegenüber zu geben. Ähnlich wie bei Fillon steht der Vorwurf der Scheinbeschäftigung parlamentarischer Mitarbeiter im Raum. Trotzdem hat Le Pen Prozente gewonnen und käme im ersten Wahlgang auf 27 bzw. 28 Prozent. Im zweiten Wahlgang würde sie gegen Macron und Fillon verlieren, allerdings deutlich mehr Stimmen als in vorherigen Umfragen gewinnen (42 bzw. 44 Prozent).

Die FAZ nennt Le Pen heute die „Unberührbare“ und listet einleuchtend die juristischen Widersprüchlichkeiten des Front National auf. Hinzu kommt eine innere Blockade der Partei, die vom Canard Enchaîné aufgedeckt wurde. Da Jean-Marie Le Pens Parteiausschluss für ungültig erklärt wurde, ist der FN-Gründer als Ehrenpräsident zurück in der Partei und darf qua Amt in den meisten wichtigen Parteigremien sitzen – was dazu führt, dass viele davon einfach im Moment nicht mehr zusammenkommen.

Trotz allem zeigen die Umfragen keine Konsequenzen für Le Pen auf. Das deutet ähnlich wie bei den US-Wahlen darauf hin, dass die Selbstinszenierung als „Anti-System-Kandidat“ ein Stück weit gegen sämtliche Verfehlungen immun macht, die bei Mitgliedern des sogenannten „Systems“ gravierende Folgen hätten.

Fotos:

Marine Le Pen: Marie-Lan Nguyen (Eigenes Werk) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)%5D, via Wikimedia Commons

François Fillon: Rama [CeCILL (http://www.cecill.info/licences/Licence_CeCILL_V2-en.html) or CC BY-SA 2.0 fr (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/fr/deed.en)%5D, via Wikimedia Commons

Emmanuel Macron: Copyleft (Eigenes Werk) [CC BY 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)%5D, via Wikimedia Commons

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